Millionen von Hauseigentümer müssen in den nächsten Jahren ihre Heizung auswechseln, so wollen es die gesetzlichen Vorschriften. Nach der 1. Verordnung zur Durchführung des Bundesemissionsschutzgesetzes laufen zum 01.11.2004 die letzten Fristen für die verschärften Grenzwerte beim Abgasverlust aus.

Seit 1. Februar 2002 gilt zudem die Energieeinsparverordnung, die besagt, dass, ab 2006 Heizungen, die vor 1978 eingebaut wurden, in vielen Fällen nicht mehr zulässig sind. Wohngebäuden mit nicht mehr als zwei Wohnungen, von denen eine selbstgenutzt wird, sind nur bei einem Eigentümerwechsel betroffen. Nähere Informationen bekommen Sie unter: www.bmvbw.de Für viele heißt es also demnächst: „Kohle“ locker machen und in eine neue Heizung investieren.

Dabei ist Heizen sowieso teurer geworden. Für einen Liter Öl zahlt der Durchschnittsverbraucher zur Zeit fast 40 Cent. Im Januar 2002 lag der Preis noch bei rund 30 Cent. Grund für den Preis-Anstieg ist vor allem der sich zuspitzende Konflikt mit dem Irak. Schließlich verfügt das Land über rund 10 Prozent der gesicherten Welt-Ölreserven.

Für steigende Heizkosten sorgt auch die Ökosteuer. Mit Beginn des neuen Jahres hat die Bundesregierung die Steuer auf Erdgas um fast 60 Prozent erhöht. Und das obwohl dieser Rohstoff jahrelang von Rot-Grün als besonders umweltfreundlich gepriesen wurde. Schließlich ist der Kohlendioxid-Ausstoß deutlich geringer ist als beim Erdöl. Für alle, die mit Erdgas heizen – und das sind fast die Hälfte der deutschen Haushalte – bedeutet die Steuererhöhung eine Mehrbelastung von rund 50 Euro pro Jahr.

Auch viele Unternehmen sind in den vergangenen Jahren zu Gas gewechselt und werden nun kräftig zur Kasse gebeten. „Mit Energiepolitik oder Ökologie hat die Steuer auf Erdgas wenig zu tun,“ meint Dr. Gerhard Voss vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln: „Diese zusätzliche Besteuerung von Gas zeigt, dass die ökologische Steuerreform keine ökologischen Ziele verfolgt. Vielmehr will man das Geld haben, das damit verbunden ist. Mit dieser zusätzlichen Gassteuer nimmt der Bundesfinanzminister gut eine Milliarde mehr Steuern ein.“

Häuslebauer und alle, die eine neue Heizung brauchen, müssen jetzt noch genau rechnen, welcher Energieträger für sie wirklich der günstigere ist.

Wer auf Erdgas setzt hat in der Regel niedrigere Anschaffungskosten. Moderne Gasbrennwertgeräte sind deutlich billiger als vergleichbare Ölheizsysteme. Außerdem ist der Platzbedarf geringer. Denn Gasnutzer brauchen keinen Tankraum. Dafür ist anders als beim Erdöl auch keine Vorratshaltung möglich. Außerdem muss der Verbraucher im Einzugsgebiet eines Gasanbieters wohnen. Da es zur Zeit auf dem Gasmarkt noch keinen richtigen Wettbewerb gibt, ist die Abhängigkeit vom jeweiligen Versorger groß. Das zeigt sich auch beim Preis. Der Gaspreis ist in der Regel deutlich höher als der Ölpreis.

So beträgt die Differenz zwischen einer 3000 Liter Partie Heizöl und der äquivalenten Menge Gas zzgl. Grundpreis zur Zeit:
in Frankfurt am Main: 16,17%
in Hamburg: 21,76%
in München: 31,97%
in Dresden: 35,66%
(Quelle: Ceto-Verlag, Brennstoffspiegel)

Beim Heizöl funktioniert der Wettbewerb. Der Kunde kann verschiedene Angebote einholen und seinen Tank dann füllen, wenn er einen günstigen Preis erhält. Dafür kommen zu den höheren Anschaffungskosten auch höhere Wartungs- und Reinigungskosten.

In den vergangenen Jahren wurden rund 75 % aller Neubauten mit Erdgasheizungen ausgestattet. Denn diese galten oft als günstiger. Das Wuppertaler Institut, das für Plusminus Modellrechnungen durchgeführt hat, kommt zu dem Ergebnis, dass sich Erdgasheizungen in Neubauten nach wie vor rechnen können. Welches Heizart auf Dauer wirklich günstiger ist, hängt allerdings stark vom Einzelfall ab.

Für alle, die sich bereits für ein bestimmtes Heizsystem entschieden haben und dieses jetzt modernisieren wollen oder müssen, ist es aber meist preiswerter, beim bisherigen Energieträger zu bleiben.
Rechenhilfe im Einzelfall geben unabhängige Energieberater zum Beispiel von den Verbraucherzentralen.
Informationen rund um die Ölheizung bekommen Sie beim Institut für wirtschaftliche Ölheizung in Hamburg (www.oelheizung.de).

Über das Thema Erdgas können Sie sich auf folgenden Seiten informieren: www.bgw.deoder www.erdgasonline.de.

Wer sich gar nicht entscheiden kann, der hat noch eine andere Möglichkeit, meint Richard Uhl, Bezirkskaminkehrermeister.

„Es gibt Anlagen für Öl und Gas gleichzeitig d. h. ein moderner Niedertemperaturkessel mit Brenner, der mit wenigen Handgriffen umschaltbar ist auf Öl und Gas. Kunden, die genau rechnen und sowohl einen niedrigen Öl- als auch einen niedrigen Gaspreis ausnutzen wollen, können sich so eine Anlage einbauen. Sie müssen dafür allerdings etwas mehr investieren.“

Und noch ein Tipp:
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau fördert den Einbau moderner Heiztechnik sowohl bei Öl- als auch bei Gasanlagen.
Informationen gibt es unter folgender Telefonnummer: 01801 / 335577 Oder im Internet: www.kfw.de

(Quelle: ARD-Magazin Plusminus, Bericht vom 28.01.2003)